Zigarren 1×1: Heißt es Bauchbinde, Banderole oder Zigarrenring?

Während die meisten Zigarren heute mit Zigarrenringen verziert sind, gab es eine Zeit, in der die guten Vitolas stets ohne Papierring, also nahezu „nackt“ zum Aficionado kamen. Warum sich die Zigarrenringe, auch bekannt als Banderole oder Bauchbinden, durchgesetzt haben und welcher Begriff jetzt eigentlich richtig ist, lesen Sie hier.

Das Raucherzimmer der Gentlemen als Geburtsort von Zigarrenringen

BanderolenEntstanden ist der Zigarrenring aus ebenso einfachen wie pragmatischen Gründen: Als Schutz vor Nikotingeruch- und Abfärbungen benutzten viele Aficionados zunächst Tücher, um die Zigarren zu halten. Diese waren oftmals aus Seide und wurden vor allem im 18. Jahrhundert verwendet. Später wurden diese Seidentücher dann durch kleine Papierringe ersetzt, unbedruckte Vorläufer der heutigen Banderolen. Angeblich war es Gustav Bock, findiger Fuchs in Sachen Marketing, der das Werbepotential der bisher weißen Papierhüllen sah. Er bedruckte die Zigarrenringe mit Firmen- und Zigarrennamen und die gute Vitola selbst wurde in Raucherrunden zum Werbeträger. Das setzte sich schnell durch, sodass viele Zigarren wie zum Beispiel die Padron Family Reserve No. 85 Maduro, die Arturo Fuente Opus X The Lost City Double Robusto oder die Paradiso Revelation Prophet mehrere Zigarrenringe aufweisen. Alleinstellungsmerkmal und Zierde in einem!

Bei der Flor de Las Antillas Toro Gordo oder der My Father La Antiguedad Robusto, beides Zigarren mit aufwändig verzierten Banderolen, schützen zusätzlich rote Bänder am Zigarrenfuß das Deckblatt an der empfindlichen Stelle.

Wie heißt es denn nun? Bauchbinde, Banderole oder Zigarrenring?

Aber was ist denn nun der richtige Begriff? Im Grunde ist „Zigarrenring“ die richtige Antwort. Aber: Alles geht, nichts muss – solange man sich versteht. Allerdings sind die Ursprünge der unterschiedlichen Namen durchaus interessant und ganz nützliches Hintergrundwissen für die Gesprächsrunden unter Aficionados.

Der Ausdruck Bauchbinde ist ein Synonym für das Herrenkleidungsstück des Kummerbundes. Dieser wiederum konnte in der Abendkleidung der Gentlemen die Weste zum Smoking ersetzen. (Funfact: Der Smoking trägt seinen Namen deshalb, weil die Herren nach offiziellen Essen so gern gute Zigarren rauchten. Da es in den Herrenzimmern mitunter ziemlich vernebelt war, schützten die Gentlemen ihre Kleidung im Raucherzimmer durch eine Art „Überwurf“, dem Smoking.)

Die Banderole ist im Grunde nicht die richtige Bezeichnung für den an der Zigarre befestigten Papierring, denn der Begriff der Banderole bezeichnet eigentlich die Steuersiegel auf den Tabakkisten. Im Jahr 1906 wurde vom preußischen Finanzminister die „Banderolensteuer“ eingeführt, die anhand der Steuermarken auf den Tabak- oder Zigarrenkisten direkt die abzuführende Geldsumme auswies. Mittlerweile hat sich der Begriff Banderole aber so weit durchgesetzt, dass man ihn getrost benutzen darf, wie wir finden.

Zigarrenring: Der Begriff kommt aus dem Spanischen: Anilla, wie das gute Stück auf Kuba genannt wird, heißt übersetzt „Ring“, weshalb Zigarrenring im Grunde die richtige Bezeichnung ist und auch die Arbeiterinnen, die den papierenen Ring an der Zigarre befestigen, Anilladora genannt werden.

Banderole entfernen oder an der Zigarre belassen?

flor de las antillasDem Genießer ist dabei selbst überlassen, ob er den Zigarrenring beim Smoke an der Zigarre belässt oder entfernt. Mitgeraucht werden sollte dieser aber selbstverständlich nicht! Allerdings befinden sich die Banderolen meist in Nähe des Mundstückes, so dass sie für manche als Begrenzung dienen, sofern der letzte Teil der Zigarre nicht genossen werden möchte.

Alle Aficionados, die gern mehr als zwei Drittel der Zigarre rauchen, düfen die Bauchbinde entfernen. Oftmals lässt sich diese ganz leicht abstreifen. Wenn dem nicht so sein sollte, bietet es sich an, den Zigarrenring erst nach dem Anrauchen vorsichtig abzustreifen, da sich dann durch die beim Smoke entstandene Wärme der Zigarrenkleber schon etwas gelöst hat. Aber Achtung, beim Entfernen ist Vorsicht geboten, damit das Deckblatt nicht beschädigt wird.

Schreibe einen Kommentar