Nach den großen Marken im zweiten Teil unserer IPCPR-Reihe geht es im dritten und letzten Teil mit den „kleineren“ Marken und den Exoten weiter, denn davon gibt es in den USA mehr als genügend. Zunächst mal muss man eventuell klarstellen, was wir mit den „Kleinen“ meinen. Denn dort finden sich durchaus bekannte Namen wieder, die allerdings in unseren Breiten noch durchaus Wachstumspotenzial haben.
Brun del Ré
Aber fangen wir einfach an: Dass es in Costa Rica auch erstklassige Zigarren gibt, ist uns spätestens seit Brun del Ré bekannt. Das Team um Carlo Corazza und Fernando Basebe ist schon seit Jahren auch in Deutschland aktiv, besonders die Brun del Ré Gold hatte es uns bisher angetan. In diesem Jahr starten sie aber mit der 1638 weiter durch. Das Jahr erinnert an die erste Tabakverarbeitung im mittelamerikanischen Land. Dazu bringen Sie noch eine Reihe kurzer Smokes unter den Label Piccolo, die uns wirklich sehr gut gefallen haben – vor allem weil auch eine etwas kräftigere Variante dabei war.
La Flor Dominicana
Weiter ging es zu unseren guten Freunden von La Flor Dominicana, die wir bereits einige Tage vor dem offiziellen Messestart besuchten und die Chance bekamen – quasi als erste „Externe“ überhaupt – die brandneue LFD La Nox zu probieren: Brasilianisches Deckblatt, mexikanisches Umblatt, insgesamt überraschend eher mittelkräftig und mit einer sehr tollen Aromatik. Sie war für uns übrigens eine der besten Zigarren der Messe und wird auch nach Deutschland kommen! Zudem ist die runde Verpackung eine Augenweide, wir können es kaum erwarten. Dazu gab es noch die neue Air Bender Maduro und die sehr schicke Salomones Especial zu bewundern – ein echtes Kunstwerk!
Eiroa, C.L.E. und Perdomo
Bei Christian Eiroa und C.L.E. gab es auch viel Interessantes zu bestaunen. Neben der schicken 20th Anniversary hatte es uns vor allem die O.S.O.K. von Tattoo-Megastar Edgar Hoill angetan. Die Akkürzung steht übrigens für One Shot One Kill, also in etwa eine martialische Version von „Jeder Schuss ein Treffer“ und verbirgt einen sehr kräftigen Smoke. Da war wirklich Zunder drin. Bei Perdomo hingegen ging man neue Wege: Man sammelte Feedback bei den regelmäßigen Fabriktouren der angereisten Gäste und kreierte daraus einen Blend, den man folgerichtig Factory Tour nannte. Gutes Konzept! Zudem gefiel uns das neue Design der Habano-Serie wirklich gut.
CAO und E.P. Carrillo
Nicht wirklich klein ist natürlich CAO, welches unter dem Dach von General Cigar (produzieren u.a. die nicht-kubanische Version der Hoyo de Monterrey für die USA!) residiert. Im letzten Jahr war General Cigar sehr aktiv und verleibte sich neben Toraño auch noch die aufstrebende Marke von Sam Leccia (ehemals NUB) ein. Wir konnte kurz mit Masterblender Rick Rodriguez plauschen, der dieses Jahr auch nach Dortmund kommen wird und ein paar Feinheiten im Gepäck hat. Da wollen wir also die Spannung etwas hoch halten. Wir schlenderten weiter zu Ernesto-Perez Carrillo und bestaunten den Sonderhumidor mit Ernesto’s No. 1: Drei unveröffentlichte Blends, die der Meister bisher nur für sich selbst produzieren ließ. Da hoffen wir mal, dass Importeur Thorsten Wolfertz ein Kistchen für uns mitbringt! Dazu gab es eine Erweiterung der leckeren Connecticut Reserva.
Oscar Valladares und Padilla
Unser Besuch bei Oscar Valladares, der im letzten Jahr mit der Leaf by Oscar einen DER Messerfolge hatte, ließ unsere Kinnlade gen Boden schnellen: Wir bestaunten The Woody – einen Riesenprügel von 21 Inch Länge und einem 80er Ringmaß! Die Rauchdauer des Teils (ja, sie soll rauchbar sein!) wird mit 7,5 bis 8h angegeben. Wobei ein Messegast den Megastumpen wohl in 2,5h weggezogen haben soll. Wir glauben das jedoch erst, wenn wir es gesehen haben. Insgesamt ist The Woody natürlich eher ein Marketing-Gag, was auch den Preis von 50$ erklärt, den man dafür berappen soll.
Aber: Es ist ein echter Hingucker und dazu noch guter Tabak. Bei unserem guten Freund Ernesto Padilla war dafür so gut wie alles neu: Neue Zigarren, neuer Vertrieb, neues Logo und Design. Da war auch einiges für unseren heimischen Markt dabei, wie wir finden. Die Zigarren werden immer noch von Oliva hergestellt und was soll man sagen: Schmecken! Zuletzt noch einen Abstecher zu Juan Martinez und Joya de Nicaragua, ihres Zeichens vielleicht die älteste Zigarrenfabrik des Landes. Hier gab es allerdings wenig Neues, das dafür aber sehr hochwertig: Die geniale Quatro Cinco (leider nicht in Deutschland erhältlich) bekam eine Reserva Especial verpasst. Yes!
Aging Room und Steve Saka
Am Stand von Aging Room gab es wieder traditionell viel Neues, ganze 6 Blends kommen dieses Jahr auf den Markt. Das liegt aber in der Natur der Sache, da Rafael Nodal getreu dem Boutique-Ansatz seine Formate immer nur „Small Batch“ also in kleinen Stückzahlen herstellt. So werden dieses Jahr auch viele der bekanntesten Serien seiner Marken auslaufen: Der Tabak ist einfach aufgeraucht! Am besten hat uns dabei übrigens die La Boheme Encantador gefallen! Eine der meisterwarteten Zigarren der Messe war übrigens die Sobremesa von Steve Saka, der nach dem Ausstieg bei Drew Estate und seiner Sperrfrist wieder zurück in der Branche ist. Leider haben wir es erst gegen Ende der Messe zu ihm an den Stand geschafft und er war schon ausgeräubert. Steve war ja das Mastermind hinter der genialen Liga Privada und verriet uns, dass er schon einen internationalen Vertrieb für seine Zigarren hat. Na dann hoffen wir mal bald auf ein paar Rauchproben.
Die Hipster-Fraktion
Jetzt zu den kleinen Entdeckungen: Es gibt in den USA eine Unzahl kleiner Marken, von denen einige so schnell wieder verschwinden, wie sie gekommen sind. Ganz hip sind dabei im Moment vor allem Marken, die junge, designbewusste Leute ansprechen, die man gerne auch als „Hipster“ bezeichnet. Dazu gehört Crowned Heads, die bald auch in Deutschland an den Start gehen (es darf sich gefreut werden, denn die Zigarren sind sehr gut!). Auch Ezra Zion zielt in diese Ecke, die sind zwar noch etwas kleiner, aber bieten dafür direkt das passende Bart- und Schnurrbartpflegeprodukt für alle echten Hipster an. Wie praktisch, oder? Momentan am heißesten sind aber die Zigarren von Robert Caldwell, der in der Tat mit einem sehr coolen Design und frechen Namen wie Blind Man’s Puff, aber auch gutem Tabak von sich reden macht. In diese Kategorie würden wir abschließend auch noch RoMa Craft stecken, die mit ihren Neanderthal und CroMagnon, minimalistischem Design und sehr würzigen Nicaragua-Blends punkten. Es wird spannend zu sehen, wohin die aktuelle Erfolgswelle den einen oder anderen treibt.
Wildes und Verrücktes
Abgesehen davon gab es wieder viel aus der Kategorie „Laut & Wild“: Zigarren mit den Namen Evil Genius, Cheap Bastard, Widow’s Son und vieles mehr und dazu Unmengen mit künstlichen Geschmäckern versehenes. Naja, man muss es halt mögen oder sein lassen. Eine kleine Entdeckung möchten wir aber noch teilen: Von der Firma Veritas Cigars, bekamen wir einen Stumpen, der nicht nur drei unterschiedliche Deckblätter als sogenannten Barberpole hatte, sondern zudem auch noch hälftig boxpressed war. „Klarer Marketingmist“, dachten wir uns, mussten dann aber feststellen, dass a) die Zigarre sehr lecker ist und b) sie durch das Pressen sehr gut zwischen den Fingern lag, aber im Mund trotzdem das Gefühl einer runden Zigarre vermittelte. Manchmal ist halt nicht alles nur Show! Wir freuen uns jedenfalls jetzt schon auf die InterTabac im Herbst und dann wieder auf die nächste IPCPR 2016 in Las Vegas!