Wie erkennt man eine gute Zigarre?

Davidoff-Legende Henrik Kellner formulierte es einmal sehr passend: „Die beste Zigarre ist die, die einem schmeckt.“ Er trifft damit den Nagel – wie bei jedem echten Genussmittel – auf den Kopf. Im Kern ist es immer eine binäre Entscheidung zwischen schmeckt mir und schmeckt mir nicht. Doch es gibt noch etwas mehr zu beachten.

Eine Chronologie des Zigarrerauchens

Am Anfang eines Genussraucherlebens steht oftmals sehr günstige „Tankstellenware“ wie Handelsgold, Tropenschatz, Independence oder aromatisierte Zigarren. Dagegen ist nichts einzuwenden, solange es eben schmeckt.

Als nächsten Schritt greift man oft zu sehr milden Zigarren, die je nach Geldbeutel sehr günstig sein können, wie die Bundle-Zigarren Mustique Blue, Casa de Garcia oder Casa Culinaria, oder auch schon ein paar Euro kosten, wie etwa Don Diego, Santa Damiana oder Griffins. Diese Zigarren schmecken oft einfach am besten, weil sie so gemacht sind, dass sie einer möglichst breiten Masse gefallen. Mit komplexen Premium-Zigarren kann die eigene Sensorik noch nicht wirklich etwas anfangen, was sich aber mit der Menge und auch der Streubreite an probierten Zigarren verändert.

Es wird der Zeitpunkt kommen, an dem man sich fragt, warum man vielleicht eine Bolivar, MyFather oder Padrón Family Reserve links liegen ließ, um sich an der hundertsten Connecticut Shade Zigarre zu laben oder diese eben nur noch zum Frühstück raucht. Wie sich der Geschmack jedoch entwickelt, ist natürlich individuell verschieden. Wie haben wir in unserem Zigarrenbuch für Einsteiger geschrieben: „Der eine mag Rosenkohl, der andere nicht.“ Und dennoch lassen sich halbwegs objektive Kriterien definieren, um die Qualität einer Zigarre zu definieren und diese lassen sich leicht merken:

 

Gute Zigarre gesucht? – THINK „BIKK“!

B – wie Balance:

Die Ausgewogenheit einer Zigarre testet man nicht am Gaumen, sondern in der Nase. Nicarao-Macher und Tabak-Geek Didier Houvenaghel beschreibt den entstehenden Sinneseindruck wie einen Schlag mit einem dicken Boxhandschuh. Erst trifft das Polster sehr weich die Haut, der Druck erhöht sich dann und schließlich kommt die volle Kraft. Ist eine Zigarre nicht ausbalanciert, dann ist es eher so, dass der Handschuh mit Stahlkappe oder Nägeln versehen ist.

Übrigens: Ähnlich dem Menschen zeigt eine Zigarre erst wirklich wie ausgeglichen sie ist, wenn man sie in eine Stresssituation versetzt. Bei Zigarren macht man das, indem man 8-10 mal kräftig an ihnen zieht und die Glut hierdurch sehr heiß werden lässt. Den Rauch des letzten Zuges lässt man dann über die Nase entweichen. Viel Spaß!

I wie Intensität:

Wie intensiv sind die Aromen, die am Gaumen und in der Nase entstehen? Die Nase spielt dabei sowohl in der Raumnote, also beim „Erriechen“ des Rauchs in der Luft, als auch retronasal, also beim Entweichen des Rauchs durch die Nase, eine Rolle.

K wie Komplexität:

Wie differenziert sind die Aromen im Rauch? Dominiert eine Geschmacksrichtung, oder gibt es eine ganze Klaviatur an Eindrücken? Sind die Aromen abgestimmt oder gibt es krasse Gegensätze? Wie verändert sich das Aromenspiel im Rauchverlauf im ersten, zweiten und letzten Drittel?

K wie Konstruktion:

Eine gute Zigarre ist natürlich auch handwerklich gut gemacht. Ist sie gleichmäßig gerollt oder schief? Oder gibt es weiche Stellen? Ist der Zug leichtgängig oder sehr schwer? Ist der Abbrand gerade oder schief? Hält die Asche an der Zigarre? Entsteht die typische Kegelform beim Abstreifen?

Interessanterweise ist in keinem Punkt ein gewisses Aroma erwähnt. Eine gute Zigarre muss nicht nach A oder B schmecken. Aber sie hat Charakter, ist idealerweise unverwechselbar und schmiegt sich perfekt in die jeweilige Situation und das Ambiente. Think BIKK!

Wer jetzt noch ein passendes Getränk sucht, der darf gerne hier weiterlesen.

Think BIKK

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