Die besten Zigarren zum Glühwein

Winterzeit ist Glühweinzeit. Doch welche Zigarre passt am besten zum Lieblingsgetränk der deutschen Weihnachtsmärkte? In unserem großen Zigarrenmatching haben wir uns ja bereits an einigen Kombinationen versucht. Harte Arbeit, das steht ja wohl fest. Und da uns kein Opfer für unsere Kunden zu groß ist, haben wir uns mit Topf, Glühwein und Zigarrenauswahl in unserem Rauchsalon versammelt, um nun auch diesen Fleck Zigarrengeschichte zu beleuchten.

Zigarren und Glühwein

Vorweg: Alle Pakete waren zu diesem Zeitpunkt bereits gepackt, d.h. der Glühwein kann nicht für etwaige Verfehlungen der Versandabteilung verantwortlich gemacht werden. Als Versuchsobjekt haben wir uns für einen fertigen 08/15-Glühwein aus dem benachbarten Supermarkt entschieden. Da ein bisschen Edelmut aber auch nicht fehlen darf, wurde er mit einem Schuss Botucal verfeinert – wegen der Fassnoten versteht sich. Zudem wurde jeder Versuchsteilnehmer gebeten, seine persönliche Zigarrenempfehlung zum Glühwein beizusteuern, so dass wir eine breite Auswahl am Tisch hatten. Getestet wurde zunächst der Glühwein selbst, dann der Rauch der jeweiligen Zigarre in Verbindung damit. Daraus ergab sich folgendes Bild unserer Tastingnotizen:

Brun del Ré Premium Robusto – Milderer Smoke aus Costa Rica mit mittelkräftiger Rauchentwicklung. Die Noten am Gaumen sind grasig, holzig, mit leichter Fruchtsüße, in der Nase deutlich mehr Holz. Sehr lecker, kommt vielleicht vom indonesischen Umblatt? Marzipan könnte super dazu passen. Jetzt der Glühwein dazu: Die Würznoten des Glühweins kommen nicht so recht in den Einklang, was sehr schade ist, denn die Zigarre ist wirklich empfehlenswert. Der Botucal alleine passt übrigens hervorragend!

MyFather Connecticut Toro – Eine unserer Favoriten zurzeit, wenn es um mittelkräftige Zigarren geht. Die ersten Züge sind nussig und holzig, der Abband wie an der Schnur gezogen. Da wundert es den Tester nicht, dass sie sich so gut verkauft: Ja, diese Zigarre macht Lust auf mehr. Nun zum Glühwein: Doch, doch, gar nicht schlecht. Das süffig Süße des Getränks passt zum Zedernholz des Rauchs, nur die leichte Nelkennote im Abgang lässt keine richtige Harmonie mit den Erdtönen aufkommen. Das gibt Abzüge in der B-Note. Wobei hier ganz klar der Billigfusel Supermarkt-Glühwein schuld ist. (Note to self: Auf dem Weihnachtsmarkt mit Winzerglühwein testen!)

Dunhill 1907 Churchill – Vom Tester als „eine der vielleicht unterschätztesten Zigarren Deutschlands“ in den Raum gestellt, verspricht die Dunhill nach dem Anzünden in der Tat viel Spaß. Voller Rauch mit Röstaromen und leichten Bitternoten, dazu dunkler Kaffee. Der Glühwein spült leider ein paar der Feinheiten mit seiner Melasse-artigen Süße wieder weg, was wirklich schade ist. Das hat die Zigarre nicht verdient. Nochmal ein Mund voller Rauch und einen Schluck: Das Aromenspiel müsste theoretisch passen, jedoch kommt am Gaumen durch den Zucker nicht viel davon an. Trotzdem ein guter Griff!

Balmoral XO Rothschild – Eine der Messeneuheiten mit dem feinen Brasil-Decker im fetten Robusto-Format, dazu ein echter Verkaufsschlager. Im Rauch zunächst sehr würzig mit dunklen Noten, etwas dunkle Schokolade, leicht erdig. Sie erscheint sehr ausgewogen, maximal mittelstark, für diesen Preis eine wirklich sehr gute Zigarre! Nun der Glühwein darauf: Nach anfänglichem Gerangel am Gaumen erscheint der Rauch kräftig genug, um sich gegen den Schwall aus süßem Nelkengewürz durchzusetzen, 1:0 für Balmoral. Die finale Abstimmung der Aromen scheint schwierig, weiß aber zu gefallen. Interessanterweise passen Raumduft des Rauchs und Bouquet des Weins wirklich super zusammen. Da freut sich also auch der Nachbar! Aber auch der geneigte Tester nippt zufrieden weiter.

Rocky Patel Edge Corojo Robusto – Direkt nach dem Anzünden entfaltet die Edge ein Geschmacksfeuerwerk: Leder, Kaffee, Pfeffer, da werden keine Gefangenen gemacht. Auch die Stärke ist in der Nase deutlich spürbar. 90 Punkte vergab der Cigar Aficionado einst und auch andere Magazine stimmten mit ein. Schön, dass es sie jetzt in Deutschland gibt. Der Glühwein selbst hat sich in diesem Stelldichein gut eingefügt, die Süße gibt zumindest einen guten Gegenpol zur Aromenvielfalt im Rauch und nimmt scheinbar auch etwas Wucht. Allein die Gewürze des Weins wollen nicht so recht mit einschwingen. Aber: Die Kombination hat was!

Brun del Ré Colonial Robusto – Interessanterweise die zweite Brun del Ré als Mitbringsel in unserer Runde. Da wir nicht an Zufälle glauben, muss es einfach an der Qualität der Zigarren liegen. Und in der Tat die Colonial weiß genau, was sie tut. Würzig, kräftig und – Achtung – mit einer Zimtnote am Gaumen, was den Tester final dazu verleitete, diese Zigarre zu nominieren. Sehr clever, da muss ja direkt Weihnachtsstimmung aufkommen und das Design des Zigarrenrings tut sein Übriges. Hier wird mit allen Tricks gearbeitet. Mit dem Glühwein zusammen ein sehr interessantes und zugleich ungleiches Paar, dass sich anfangs etwas finden muss, aber im Verlauf ein gutes Arrangement eingeht.

Zigarrentasting mit Glühwein

Und wer ist jetzt der Gewinner? Da nicht alle am Tisch auch alle Zigarren verkosten konnten, bleibt das abschließende Urteil leider offen. Aber was heißt leider? Der Selbsttest macht doch einfach am meisten Spaß!

Schreibe einen Kommentar