Die Herstellung von Kautabak

Die Tabakpflanze kam bekanntlich durch Christoph Columbus nach Europa. Auch die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten des Tabaks konnten Columbus und seine Crew auf ihren Entdeckungsreisen beobachten. Neben dem Entzünden und Inhalieren der Tabakblätter, gehörte auch das Kauen zu den möglichen Varianten des Konsums. Besonders unter Seeleuten war Kautabak sehr verbreitet, da Feuer auf den Holzschiffen verboten war. Aber auch bei anderen Gelegenheiten und Gesellschaftsschichten erfreute sich Kautabak großer Beliebtheit. Vielerorts standen hierfür Spucknäpfe aus Messing bereit, denn anders als der Name vermuten lässt, wird Kautabak nicht wirklich gekaut, sondern zwischen die Wange und den Kiefer gelegt. Dort verbleibt er so lange, bis er vom Speichel ausgelaugt ist. Dann wird er ausgespuckt.

Tabaksorten in der Kautabak-Herstellung

Heutzutage führt der Kautabak eher ein Nischendasein. Dies ist auch der Grund dafür, dass es nur noch sehr wenige Herstellungsländer gibt. Innerhalb Europas sind Deutschland, England und Schweden die größten Produktionsorte. Die Herstellung von Kautabak ist dennoch eine der ältesten Verarbeitungsformen von Tabak überhaupt und hat sich in den letzten 200 Jahren kaum verändert. Das Ausgangsmaterial sind zähe, schwere und sehr nikotinhaltige Rohtabake. Vor allem Kentucky-Tabak eignet sich gut für die Herstellung von Kautabak. Aber auch mit Rot Front-Korso, Geudertheimer, Pereg oder Pergeu lassen sich gute und aromatische Kautabake herstellen.

Der Herstellungsprozess von Kautabak

Besonders wertvoll für die Herstellung von Kautabak sind die „fetten“ und etwas zäheren Blätter. Um diese zu bekommen, ist ein regelmäßiges Geizen und besonders frühes bzw. tiefes Köpfen unabkömmlich. Beim Köpfen wird die Blüte samt einiger darunter sitzender Blätter abgeschnitten. Dies dient der stärkeren Entwicklung der verbleibenden Blätter. Wird die Blüte schon nach dem ersten Sichtbarwerden abgeschnitten, bezeichnet der Fachmann dies als „tiefes Köpfen“. Nur wenige Tage nachdem die Pflanze geköpft wurde, bilden sich an den obersten Blattansätzen Seitentriebe, die sogenannten Geize. Diese werden ebenfalls entfernt. Diesen Vorgang nennt man Geizen. Die Vorteile von Köpfen und Geizen sind eine höhere Blattqualität, gleichmäßiger Wuchs und Reife, ein höherer Ertrag und eine Verminderung der Schimmelanfälligkeit der Pflanze.

Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden die geernteten Tabakblätter mittels Segelschiffen vom amerikanischen Kontinent in die europäischen Hafenstädte. Die dreimonatige Reise über den Golfstrom war bestens für die Reifung der Tabakblätter geeignet. Diese wurden beim Transport in Holzfässern gelagert. Die warme und feuchte Umgebung bot die optimalen Reifungsbedingungen. Bei der traditionellen Kautabak-Herstellung werden die Blätter im Anschluss an die Lagerung feuergetrocknet. Das bedeutet, dass sie mehrere Wochen an ihren Stielen über Hartholzfeuer aufgehängt werden. Die Blätter trocknen dadurch schneller, sie werden fester und ledriger und der Tabak erhält durch das Feuer ein ganz eigenes Aroma.

An diesen ersten beiden traditionellen Herstellungsschritten hat sich auch heutzutage sehr wenig verändert. Die folgende Auflistung zeigt die einzelnen Schritte, um Kautabak herzustellen:

  • Ernte und Lagerung: Zu Beginn werden die Blätter geerntet und im Anschluss für mindestens drei Monate trocken gelagert
  • Trocknung: Im Anschluss werden die Tabakblätter mit dem Stiel nach oben über einem Hartholzfeuer getrocknet
  • Fermentation: Die Blätter werden weiterverarbeitet, indem sie fermentiert werden
  • Lagerung in Holzfässern: Abschließend werden die Blätter in luftdichte Holzfässer bei einem Feuchtigkeitsgehalt von 8-12% gepresst. Hierin lagern sie nochmals einige Monate in kühlen und trockenen Kellern

Erst wenn der Reifungsprozess abgeschlossen ist, kann der fertige Rohtabak zu Kautabak weiterverarbeitet werden.

Abwechslungsreiche Gaumenfreuden

Damit der Tabak etwas mehr an Geschmack gewinnt, wird der Rohtabak in verschiedene Soßen eingelegt. Bei der „Soßierung“ können alle möglichen Geschmacksrichtungen erreicht werden. Die Soßen enthalten meist Fruchtessenzen und werden mit Rum oder Wein abgerundet. Geschmacksvarianten gibt es reichlich. Man kann sich zwischen Feige, Zitrone, Kandissirup, Honig, Pflaume, Lakritz, Menthol, Anis und vielen mehr entscheiden.

Nach der Soßierung sind die Blätter wieder feucht. Sie müssen nun abermals getrocknet werden. Anschließend werden sie zu einem langen Seil versponnen. Aus diesem Seil werden nun Schnecken und Hufeisen oder auch kleine Stücke geschnitten, die in Dosen gelegt werden. Fertig ist der Kautabak. Kautabak hält unter guten Lagerungsbedingungen für gewöhnlich sehr lange. Es sollte dabei jedoch vermieden werden, ihn Feuchtigkeit auszusetzen.

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