Lange stand die Dominikanische Republik im Schatten des kubanischen Zigarrenmonopols. Im 19. Jahrhundert präferierten die reichen Kolonialherren in der Karibik stets die kubanischen Zigarren, die Dominikanische Republik hingegen blieb in Sachen Tabak noch weitgehend unbeachtet. Es sollte auch noch einige Jahre dauern, bis sich der dominikanische Tabak durchsetzen konnte. Erst durch das Handelsembargo, das die USA über Kuba verhängten, kamen die Habanos nicht mehr in die Vereinigten Staaten. Das war der Zeitpunkt für die Dominikanische Republik und die südamerikanischen Staaten aus dem Schatten des großen Bruders herauszutreten. Viele Zigarrenhersteller, die im Zuge der kubanischen Revolution aus ihrer Heimat fliehen mussten, konnten in der Dominikanischen Republik, Nicaragua oder Honduras Fuß fassen und dort eine neue, kubanisch geprägte Zigarrenindustrie aufbauen. Auch Zigarrenbaron Carlos Toraño gehörte zu diesen kubanischen Emigranten. Er fing an, Tabak in der Dominikanischen Republik zu kultivieren und Zigarren zu fertigen. Dass diese sich kaum von den kubanischen unterschieden, lag auch an dem Saatgut, das er verwandte, um seine Pflanzen zu züchten. So kamen die Samen in die Dominikanische Republik, die unter dem Namen Piloto bekannt sind.
Dominikanische Samensorten
Piloto ist eine Untersorte der Havanna Samen und gehört seit 1959 zu den klassischen, dominikanischen und zentralamerikanischen Tabakpflanzen. Die Pflanzenrasse wird hauptsächlich neben zwei weiteren Sorten im Epizentrum der dominikanischen Tabakkultur, dem Cibao Tal, angebaut.
- Olor Dominicano: Er ist die einzige Samensorte, die ursprünglich aus der Dominikanischen Republik stammt. Der Samen bringt eine milde Pflanze hervor und damit den charakteristischen dominikanischen Tabak, der oft als mild eingestuft wird. Olor Dominicano bildet u.a. die Basis für die Einlage der aromatischen Dunhill Aged Zigarren oder findet sich auch als Umblatt bei den Zigarren von Balmoral.
- Piloto: Die Abwandlung des karibischen H Samens beschreibt heute die typische Pflanze, die durch ein äußerst starkes, gehaltvolles Aroma geprägt ist. Die Blätter der Pflanze haben einen sehr hohen Nikotingehalt und damit auch einen entsprechend starken sowie scharfen Geschmack. So bestehen nur wenige dominikanische Zigarren zu einem hohen Anteil aus den Piloto Blättern, in der Einlage wird oft eine andere Pflanze verwendet und anschließend 10-20% Piloto hinzugefügt, je nach angestrebter Stärke der Zigarre. Doch je nach Anbaugebiet und den klimatischen Verhältnissen der Region kann Piloto Tabak auch einen mittelstarken Charakter haben: Nimmt man beispielsweise ausschließlich die unteren Blätter, die im Schatten der oberen wachsen, ist es auch möglich, milde Erzeugnisse des Piloto zu erhalten. Da hierfür jedoch im Normalfall die anderen Samen „zuständig“ sind, wird Piloto fast ausschließlich als würzige Beigabe genutzt. So zum Beispiel in der Bossner Ambassador T.E.
- San Vicente: Eine der etwas milderen Samensorten ist der San Vicente, der im Süden der Dominikanischen Republik entwickelt wurde und eine Abwandlung des Piloto darstellt. Die Pflanze wird vornehmlich für die Einlage, aber auch für das Umblatt genutzt und ist im Vergleich zum Piloto weniger intensiv im Geschmack. San Vicente wird u.a. in den AVO Heritage Zigarren als Umblatt verwendet
Zusammen ergeben diese drei Samensorten das Fundament der dominikanischen Tabakkultur. Doch werden heutzutage weiterhin viele Hybrid- und Mutantsorten gezüchtet, um noch individuellere Pflanzen zu erhalten. Denn mit den Fermentations- und Herstellungsprozessen lässt sich zwar innerhalb der Pflanzensorte variieren, einen essentiell neuen Tabakgeschmack hat man dadurch jedoch nicht gewonnen.