Die Zigarrenkiste – Aushängeschild der Marken

Zigarren werden heutzutage zum Transport und zum Verkauf meist in Kisten verpackt. Früher war dies jedoch anders, Zigarren wurden in kleinen Etuis übergeben. Der Händler hatte nur größere Lager mit den einzelnen Zigarren vorrätig, bis der bekannte deutsche Bankier Hermann Hupmann Anfang des 19. Jahrhunderts beschloss, als Präsent mehrere Zigarren in einer Schachtel an Mitarbeiter zu überreichen – die Zigarrenkiste, wie wir sie heute kennen, war geboren. Doch es veränderte sich einiges, nachdem man anfing, die Zigarren nicht mehr grob in riesigen Trägern, sondern fein portioniert in Kisten zu transportieren und zu verschicken. Während es Ende des 19. Jahrhundert noch üblich war, die Kisten komplett ohne Verzierung zu nutzen, wird heutzutage allein aus Marketinggründen die Kiste fein verziert; es ist manchmal sogar nichts vom ursprünglichen Zedernholz zu erkennen.

Die Zigarrenkiste als Aromapack

Dabei hat die Kiste auch einen funktionellen Hintergrund. Neben der Tatsache, dass sie die einzelnen Zigarren vor Wind und Wetter schützt, ist sie in vielen Fällen aus Zedernholz gefertigt: Dieses ist feuchtigkeitsaktiv und lässt die Zigarren damit nicht austrocknen. Die Menge der Zigarren, die sich in einer Kiste befinden, variiert zwischen 10-30, bei kleinen Formaten sogar bis zu 40-50 Zigarren. Der Escogedor (Farbsortierer) sortiert die Zigarren nach ihrer Farbabstufung, dunkel links, hell rechts. Im Falle der kubanischen Zigarren können bis zu 65 verschiedene Typen entstehen. Erst nach der Sortierung versieht der Anillador die einzelnen Tabakerzeugnisse mit der markanten Bauchbinde. Damit gilt die Zigarrenkiste auch als optimale Portion, für Fans einer bestimmten Serie stellt die Kiste (wie zu Ursprungszeiten bei H. Hupmann) die perfekte Geschenkidee dar. Dazu gesellt sich die Tatsache, dass besonders traditionsreiche Marken (z.B. Romeo y Julieta) ihre Kisten noch von Hand bemalen lassen. Wer also eine Zigarrenkiste verschenkt, verschenkt ein Unikat.

Zigarren mit hübsch verzierten Kisten:

Reich verziert

Kommt es zur Königsdisziplin, der Dekoration, haben die Manufakturen zwar freie Hand, ein Muster, nach dem fast alle Zigarrenhersteller traditionell arbeiten, gibt es dennoch:

Etiquetteboite

ZTC [GFDL, CC-BY-SA-3.0 or CC-BY-SA-2.5-2.0-1.0], via Wikimedia Commons

So ist die Cubierta der Ort für das Logo der Manufaktur, da sich dieses meist in der Mitte auf dem Deckel (span. Cubierta) befindet. Die Gegenseite des Deckels, welche beim Öffnen zu sehen ist, wird Vista genannt. Auch hier befindet sich meist das Logo oder eine modifizierte Version dessen. Auf der vorderen Einlage gibt es zudem das Bofetón, ein Papier, welches die Zigarren zusätzlich vor Staub und Flüssigkeit schützt. Des Weiteren gibt es noch die Filetes, die alle Kanten verzieren und auch zur Versiegelung der Kiste beitragen – auch sie sollen vor einer Produktkopie schützen. Die kurzen Seiten werden Costero, die langen Larguero genannt. Zuletzt verschließen Tapaclavo vorne und Papeleta an der Seite den Deckel luftdicht. Hinzu kommt bei den kubanischen Kisten noch der klassische „Republica de Cuba“ Aufkleber, der die Authentizität originaler Habanos ausweist.

Alec Bradley Black Market ToroDiese Vorlage beschreibt die traditionelle Kistennorm, die es für kubanische Zigarren gibt. Immer mehr moderne Zigarrenhersteller widersetzen sich jedoch diesem klassischen Rahmen und fahren ihre ganz eigenen Kreationen auf, die sich an einem Spagat zwischen anschaulichem Produkt und traditioneller Aficionado-Kultur versuchen. So spiegelt sich im Design auch der Name einer bestimmten Serie wieder. Bei der honduranischen Manufaktur Alec Bradley ist dies die besonders an der Black Market-Serie zu erkennen, deren Kiste im Stile eines Piratenschatzes aufgemacht ist und damit direkt an den Schwarzmarkt erinnert. Anstelle eines harmonischen Logos ist auf der Vista der Black Market Schriftzug zu erkennen, dahinter eine Art Lieferschein. Hier wird also wirklich der Eindruck erweckt, als ob man gerade eine beschlagnahmte Kiste Zigarren erworben hätte.

Somit ist die Zigarrenkiste lange nicht mehr nur Aufbewahrungsbox; man könnte sie heutzutage sogar als größere Version der Bauchbinde verstehen. Aufdrucke, die den Käufer von der Ästhetik und vom Geschmack der Zigarre überzeugen sollen, zieren die Kisten heutiger Serien.

Zigarren mit ungewöhnlichen Kistendesigns:

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