Die Zigarrenherstellung – eine Wissenschaft für sich

Die Herstellung von Zigarren ist ein komplexer Prozess, der eine Menge an kleinen Arbeitsschritten erfordert, die von auf die jeweilige Tätigkeit spezialisierten Tabaqueros durchgeführt wird. Doch bevor es an die Fertigung einer Zigarre gehen kann, muss erst einmal der Tabak vorbereitet und genussfähig gemacht werden. Dafür werden die Tabakblätter nach der Ernte in der Casa de Tabaco zu Gavillas genannten Bündeln zusammengeschlossen und zum Trocknen aufgehängt. Die anschließende Fermentation dient der Aromenentwicklung und nimmt den Blättern die bitteren und ungenießbaren Stoffe. Der Lager- und Reifeprozess kann teilweise bis zu mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Die Blätter durchlaufen in dieser Zeit einen Ablagerungsprozess, der die Entwicklung ihrer Aromen durchaus fördert. Daher gehört der lange gelagerte Tabak auch zu den besten und aromatischsten. Nach dem Reifevorgang sind die Blätter bereit für die Weiterverarbeitung in der Zigarrenmanufaktur.

1. Die Vorbereitung des Deckblatts

2. Die Auswahl der Tabakblätter

3. Die Zigarre entsteht

4. Die Qualitätskontrolle

5. Die finalen Arbeitsschritte

Die Vorbereitung des Deckblatts

Die Produktion einer Zigarre ist äußerst aufwendig und stellt einen großen Zeitaufwand dar. Ob mecanizado oder mit der Hand hergestellt: Zigarren sind immer ein aufwendig hergestelltes Produkt.

Sind die Tabakblätter in der Zigarrenfabrik angekommen, werden sie nun unterschiedlich behandelt. Vor allem die Deckblätter bedürfen einer ganz besonderen Aufmerksamkeit, da sie nicht nur einen Großteil der Aromen tragen, sondern letztlich auch für das Aussehen der Zigarre verantwortlich sind. Um ihnen eine besondere Geschmeidigkeit und Glanz zu verleihen, werden sie in den frühen Morgenstunden einem besonderen Befeuchtungsprozess unterzogen.

Ist diese Arbeit getan, arbeiten als nächstes die Despalilladoras mit den Tabakblättern. Sie sind dafür zuständig, die Tabakblätter zu entrippen, also die Mittelrippe der Deckblätter zu entfernen. Dies geschieht, indem sie jedes Deckblatt halbieren. Als nächstes folgt die Arbeit der Rezagadoras. Diese sortieren die Tabakblätter nach Farbe, Größe und Struktur. Nach diesem Arbeitsschritt sind die Deckblätter für die weitere Verarbeitung bereit.

Zigarren mit unterschiedlichen Deckblattfarben:

Die Auswahl der Tabakblätter

TabakpflanzeNeben dem Deckblatt gibt es noch weitere Zutaten beim Aufbau einer Zigarre. Denn bevor das Deckblatt die Zigarre abschließt, wird ein Wickel aus Einlage und Umblatt gerollt. Um die einzelnen Lagen der Zigarre zusammenzustellen, kann der Torcedor aus drei verschiedenen Blattarten wählen. Volado, Seco und Ligero wachsen jeweils an unterschiedlichen Stellen der Pflanze und zeichnen sich durch differierende Blattcharakteristiken aus. So sind die Volados vom unteren Teil der Pflanze eher mild und dienen einem guten Abbrandverhalten, die Seco-Blätter aus der Mitte der Pflanze sind die Aromenträger und die Ligeros, die an der Spitze der Pflanze wachsen, sorgen für eine ordentliche Portion Stärke.

Aus welchen Blättern und Tabaksorten die Zigarre gerollt wird, entscheidet der Blender, der in manchen Regionen auch Tabaquero maestro genannt wird. Da er letztlich darüber entscheidet, welches Blatt in die Mischabteilung darf, obliegt ihm auch die Überwachung der Reifeprozesse. Die genaue Mischung der Blätter wird unter strengster Geheimhaltung vom Ligador durchgeführt. Dieser übergibt den Torcedores letztlich eine Tabakmischung, die für 50 Zigarren geeignet ist.

Die Zigarre entsteht

Mit dem Erhalt der Tabakmischung für 50 Zigarren beginnt nun die Arbeit der Torcedores, die für das Rollen der Zigarre zuständig sind. Der Arbeitsplatz eines Torcedors sieht immer gleich aus, da er nur wenig Materialien benötigt: einen Tisch, die Chaveta, eine Guillotine, einen Topf mit pflanzlichem Klebstoff und das Tabla, ein rechteckiges Holzbrett, auf dem er arbeitet.

Zur Zigarrenfertigung rollt der Torcedor zunächst die Einlage in das Umblatt und formt somit den sogenannten Wickel. Daraufhin folgt die Bearbeitung des Deckblatts. Dieses wird mit dem Chaveta genannten Winkelmesser zugeschnitten und dann langsam auf den Wickel gerollt. In manchen Galeras, also den Produktionsstätten, wo die Zigarrenroller arbeiten, gibt es speziell geschulte Deckblattwickler, die allein dafür zuständig sind, das Deckblatt um den Wickler zu rollen. Mit dem Casquillo wird dann die Kappe, die das Deckblatt am Zugende befestigt, ausgestanzt. Mit der Guillotine wird schlussendlich das Brandende auf die richtige Größe zugeschnitten, wobei die sogenannten Table Scrabs, also Tischabfälle, entstehen können.

Die Qualitätskontrolle

Die Zigarre hat nach der Rollung aber noch nicht das Ende ihrer Reise erreicht. Die einzelnen Bündel der fertiggestellten Zigarre landen nun erst einmal beim Catador, dem Verkoster der Zigarrenfabrik. Dieser, teilweise auch als Tasador bezeichnete Mitarbeiter, entnimmt dem einen oder anderen Bündel eine Zigarre und raucht diese, um ihre Qualität zu überprüfen.

Nun folgt die Arbeit des Controlador. Dieser nimmt ebenfalls einzelne Zigarren aus dem Bündel und überprüft sie auf Form, Länge, Umfang und Gewicht. Stellt der Catador oder Controlador einen Mangel fest, werden die ganzen Zigarren nicht freigegeben.

Bestehen die Zigarren den Kontrollvorgang, gelangen sie zum Ruhen in den Escaparates. Dies ist ein Klimaraum, der hohe Regale aus Zedernholz besitzt und die Zigarren bisweilen für mehrere Monate beheimatet. Seine Temperatur liegt zwischen 16 und 18 Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit bei 65 bis 70 Prozent. Die während der Herstellung aufgenommene Feuchtigkeit geht hier wieder verloren.

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Die finalen Arbeitsschritte

Bevor die Zigarren in den Verkauf gehen können, werden sie zunächst vom Escogedor nach ihrer Deckblattfärbung sortiert. Dabei wird darauf geachtet, dass ausschließlich gleichfarbige Deckblätter in eine Kiste kommen. Danach werden die sortierten Zigarren an die Anilladoras weitergereicht. Diese Arbeiterinnen sind dafür zuständig, dass die Bauchbinde an die Zigarre angebracht wird.

Als allerletzter Schritt werden die Zigarren nun endlich in einer Zigarrenkiste verstaut und für den Transport fertig gemacht. Für diesen Arbeitsschritt ist der Encajetillador zuständig. Den finalen Schritt erledigt der Fileteador: Er versieht die Zigarrenkisten mit Garantiesiegeln, Garantiestempeln und der Lithografie.

Nach einer Unzahl an Arbeitsschritten und bei einer Beteiligung vieler einzelner Arbeiter, befindet sich die Zigarre nun endlich am Ende ihrer Reise. Sie ist in dieser Zeit durch viele Hände gewandert, hat viel Zeit in Ruheräumen verbracht und hat eine enorme Veränderung vollzogen. Hier nochmal ein kleiner tabellarischer Überblick über die wichtigsten an der Zigarrenherstellung beteiligten Mitarbeiter:

Tabacalero/ Tabaquero Allg. Bezeichnung für Arbeiter in der Zigarrenindustrie
Despalilladora Teilt die Tabakblätter am Mittelstrunk und entfernt die Blattrippe
Rezagadora Sortiert die Tabakblätter nach Farbe, Größe und Oberflächenstruktur
(Master-)Blender Entwickelt die Tabakmischung
Ligador Der Mischmeister stellt die Tabakmischung zusammen und reicht sie an die Torcedores weiter
Torcedor Rollt die Zigarre aus Einlage, Umblatt und Deckblatt
Deckblattwickler Rollt das Deckblatt um die Puppe (nur in einigen Manufakturen, in der Regel übernimmt das der Torcedor)
Catador/ Tasador Prüft einzelne Zigarre nach der Fertigung auf ihre Qualität in Geschmack und Zug
Controlador Prüft die Zigarren bezüglich ihrer Form, Länge, ihres Gewichts und Ringmaßes
Escogedor Sortiert die Zigarren nach der Färbung der Deckblätter
Anilladora Bringt den Zigarrenring an der Zigarre an
Encajetillador Legt die Zigarren in die Kiste
Fileteador Versieht die Kisten mit den Garantiesiegeln, -stempeln und Lithografien

Neben den hier genannten Berufen gibt es auch noch weitere Beschäftigungen, besonders in den kubanischen Fertigungshallen. Tätig sind hier zum Beispiel auch sogenannte Lectores, welche den Torcedores während ihrer Arbeit Romane, Zeitungsausschnitte oder andere Schriftstücke vorlesen.

Jeder einzelne dieser Arbeitsschritte ist wichtig, um letztlich die perfekte Zigarre zu erhalten.

Zigarren aus lange gereiften Tabaken:

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