Virginia Pfeifentabak

Virginia – Königin, Kolonie und Tabak 

Es war das Jahr 1585, als der englische Seefahrer Sir Walter Raleigh in Nordamerika die erste Kolonie gründete. Zu Ehren der damaligen Königin Elizabeth I. erhielt die Kolonie den Namen Virgina. Im Gebiet der Siedlung Jamestown ergaben sich die ersten Kontakte zwischen englischen Siedlern und den einheimischen Indianern der Powhatan. Diese bauten ihren recht kräftigen, würzigen Bauerntabak, heute als nicotiana rustica bezeichnet, an und gaben ihre Anbaumethoden und -erfahrungen an die Engländer weiter. Der erste Virginia-Tabak hatte seinen Ursprung in der gleichnamigen Kolonie, fand von dort aus recht schnell seinen Weg auch in andere Kolonien wie etwa North und South Carolina, Georgia und Florida.

Tabak galt damals im heimischen England als Luxusgut und wurde zu entsprechenden Preisen gehandelt. Es war John Rolfe, der Vorsteher von Jamestown, der die wirtschaftlichen Möglichkeiten des in Virgina wild wachsenden Tabaks erkannte. Dieser Tabak war jedoch im Geschmack zu stark und bitter, um daheim in England großen Zuspruch zu finden. Rolfe, der später übrigens die Indianerin Pocahontas ehelichte, ließ daher 1610 aus Mittelamerika eine mildere Tabaksorte einführen und experimentierte zwei Jahre lang, bis es ihm schließlich gelang, eine edle, milde Tabaksorte herzustellen, die auf das raue Klima und die harten Böden Virginias abgestimmt war. 

Heute erfolgt der Anbau weltweit, auch in Deutschland stellt Virginia den Hauptanteil der Tabakproduktion. Weltweit nimmt Virginia-Tabak inzwischen 60 Prozent der Gesamtproduktion ein, wobei die höchste Anbauqualität in Virginia, Brasilien und Zimbabwe erzielt wird.

Nicht nur heiße Luft

Nach der Ernte der Tabakpflanze, die eine Wuchshöhe von bis zu zwei Metern erreichen kann, werden die sehr nikotinarmen Blätter einer Heißluft-Trocknung unterzogen, die mehrere Tage andauert. Durch diese Hitze, der die Blätter ausgesetzt sind, bildet sich zum einen der Zucker in ihnen, was wiederum für eine goldgelbe bis braune Färbung der Tabakblätter sorgt. Aus diesem Herstellungsverfahren ergibt sich die natürliche Süße des Tabaks, der sich daher gut für verschiedenste Mischungen eignet. Bei industrieller Herstellung des Virginia findet die Heißluft-Trocknung in speziellen Röhrenofen statt, damit ein möglichst hoher Anteil an Zucker und Stärke im Tabak verbleibt. Anders als etwa beim Perique wird der Virginia keiner Gärung unterzogen, stattdessen erfolgen ein sogenanntes „Aging“ (die Blätter werden befeuchtet und dann wieder getrocknet) und ein „Redrying“ (hierbei werden die Blätter erwärmt und danach wieder abgekühlt). Virginia mit mittelbrauner Färbung hingegen wird über einen Zeitraum von mehreren Wochen in einem Trockenschuppen gelagert, bis er seine typische Farbe angenommen hat, ohne dabei die charakteristische Süße und das wohlschmeckende Aroma zu verlieren.

Hell oder dunkel – was darf es sein?

Ebenso wie beim Cavendish finden Tabakfreunde auch beim Virginia eine Vielzahl verschiedener Sorten mit einzigartigem Geschmack und ganz besonderen Rauchnuancen.

Der „Golden Virgina“ dürfte hierbei wohl die bekannteste Sorte sein. Er wird bereits seit den 1930er Jahren gezüchtet und angebaut und von Kennern wegen seines kräftigen, markanten Geschmacks geschätzt, der ihn ein wenig von anderen Virginia-Tabaken abhebt.

Für hochwertige Mixtures ist es empfehlenswert, auf „Bright Virginia“ zurückzugreifen, der aus einem sehr hellen Blattgut hergestellt wird.

Wer hingegen einen kräftigen, herben Geschmack bevorzugt, sollte dem „Dark Fire Virgina“ eine Chance geben. Dieser Tabak ist bekannt für seine hohe Qualität und erhält seine typische mittel- bis dunkelbraune Farbe, weil er längere Zeit über offenem Holzfeuer getrocknet wird.

Liebhaber des etwas ausgefalleneren Tabakaromas schätzen wiederum den „Red Virginia“ sehr, da dieser beim Rauchen einen intensiven Duft verbreitet und sein süßlicher Geschmack oftmals auch als schokoladenartig beschrieben wird.

Die Grundessenz guter Mixtures

Virginia wird meist als Fülltabak verwendet und oftmals mit anderen, geschmacks-intensiven Tabakarten wie etwa Cavendish gemischt, wodurch sich zahlreiche Variationen ergeben. Einige, wenige Tabaksorten bestehen hingegen aus reinem Virginia, weisen jedoch dessen typische Nachteile auf: Der Tabak wird beim Rauchen schnell heiß und erzeugt auf der Zunge ein unangenehmes Brennen. In Mischungen hingegen trägt Virginia dazu bei, eine gewisse Milde zu erzielen, die durch seine natürliche Süße erzeugt wird. So finden wir den weltweit bekanntesten Tabak unter anderem in den Mac Baren's „Only Tobacco“ oder im „Blauen Caledonian“ des dänischen Herstellers A&C Petersen.