WESMOKEBERLIN – Auf eine Zigarre mit Rick Rodriguez von CAO

Der Name Rick Rodriguez ist vielleicht nicht jedem ein Begriff und das, obwohl er hinter einem weltweiten Zigarrenerfolg steht: der CAO OSA – eine in der Tat außergewöhnliche Geschichte. Alles begann in einem kleinen Vorort von Tampa Bay, Florida. Dort lebte Rick mit seinen Eltern, die jedes Wochenende die Großeltern besuchten. Beide Großeltern stammten aus Kuba und rauchten leidenschaftlich gern Zigarre, sein Großvater jeden Abend zum Feierabend, seine Großmutter jeden Sonntag genau eine Zigarre auf der Veranda. Wenn er heute an seine Großeltern zurückdenkt, hat Rick diese Bilder immer noch im Kopf. Überhaupt war Tampa zu dieser Zeit die Zigarrenmetropole der USA: Ybor City, viele Exilkubaner, überall wurde gerollt und noch mehr geraucht. Doch Ricks Weg sollte ihn erst viel später wieder dorthin führen.

CAO OSA ZigarreDie Jahre vergingen, Rick war mittlerweile ein erfolgreicher Außendienstmitarbeiter einer Firma für Bodenbeläge an der Westküste, da bekam er einen Anruf von Dave Bullock, seinerzeit Vizepräsident bei Zigarrenriese General Cigars Co. in Tampa, der ihn fragte, ob er nicht für ihn im Außendienst im Staat Florida arbeiten wolle. Nach zähen Verhandlungen willigte er ein – in einen Job, der ihm nur knapp die Hälfte des bisherigen Gehaltes einbrachte. Noch heute wundert sich Rick, wie er seine Frau davon überzeugen konnte, mitzuziehen, begeistert war sie jedenfalls nicht. Aber er hatte ein gutes Gefühl bei der Sache und es sollte ihn nicht trügen: 3 Jahren in Folge wurde er Top-Vertriebsmitarbeiter für General Cigars und alles schien perfekt zu laufen. Bis zu einem Abend im Jahr 2004.

Ein verhängnisvoller Besuch

Rick bereitete gerade ein Zigarrenevent in Florida vor, als Edgar Cullman Sr., der damalige Besitzer von General Cigars, mit seiner Entourage in der Tür stand. Er solle sich nicht stören lassen, man wolle nur kurz sehen, wie er seine Events durchführt. Doch ein seltsames Gefühl blieb. Als Rick am nächsten Tag in die Zentrale nach New York City einbestellt wurde, wusste er zunächst nicht, was er sagen sollte. Zu dieser Zeit gab es nur einen Grund, dass der Außendienst nach New York fliegen musste: Man wurde schlichtweg gefeuert! Rick war erst entsetzt, dann außer sich. Vier Jahre hatte er alles gegeben, war erfolgreich. Er musste also bei dem Event irgendetwas grob vermasselt haben. Nur was? Egal, was es war, es konnte nicht so schlimm gewesen sein, dass man ihn deswegen vor die Tür setzt. Also fasste er einen Entschluss: „Ich fliege nach New York. Und wenn Cullman mich wegen so einer Lappalie rausschmeißt, dann nehme ich es wie ein Mann und strecke ihn mit einem Faustschlag nieder.“ Schließlich war Cullman Sr.  zu diesem Zeitpunkt über 80 Jahre alt, das sollte also zu schaffen sein.

 Auf dem Weg zum Büro bekam er allerdings Gewissensbisse. Gegenüber Cullman. Gegenüber seiner Frau und seinen Kindern. Gegenüber der Hypothek auf seinem Haus. Insofern bevorzugte er lieber, um seinen Job zu betteln, statt sich zu prügeln. Und als Mr. Cullman Sr. ihn mit den Worten „Die Tage, in denen Du Zigarren für uns verkauft hast sind vorbei…“ begrüßte, platzte es aus ihm heraus. Cullman lachte jedoch nur, denn er wollte ihn nicht entlassen, sondern ihn Schritt für Schritt zum Zigarrenblender ausbilden lassen. Er solle lieber Zigarren kreieren, anstatt das fertige Produkt zu verkaufen.

Vom Meisterverkäufer zum Masterblender

3 Tage später landete Rick in Santiago und sein Training begann. Es war eine harte Zeit, denn er war nicht der talentierteste Schüler, wie er selbst feststellen musste. Zudem war er quasi 6 Monate ständig von seiner Familie getrennt. Doch er lernte von der Pike auf alles, was mit Zigarren zu tun hatte. Vom Setzling und der Feldarbeit, über die Ernte und die Fermentation, bis hin zum Rollen, der Fertigung der Kisten und der Lagerung. Und das war erst die Hälfte seiner Ausbildung, denn nach seiner Zeit in der Dominikanischen Republik ging es schnurstracks weiter nach Honduras, wo das gleiche Prozedere nochmal auf dem Programm stand. In der Zwischenzeit wurde die Marke CAO von General Cigars übernommen und unter den Fittichen des legendären Benji Menendez reifte Rick so langsam aber sicher zu einem echten Experten, auch wenn er es selbst nicht zugeben möchte. Rick Rodriguez CAOZu komplex sei die Arbeit mit Tabak, jedes Jahr lernt man etwas Neues dazu. Jede Ernte ist anders. Und gerade wenn man meint, alles zu wissen, fängt man bei null wieder an. Zumal auch eine Zigarre sich immer weiterentwickelt – bis zu dem Moment, in dem sie schließlich in Rauch aufgeht.

Nach ganzen 4 Jahren war es dann soweit: Er sollte die Leitung für ein neues Projekt im Hause CAO übernehmen. CAO, im Jahre 1968 von Cano A. Ozgener gegründet und seit 1990 auch erfolgreich im Zigarrengeschäft angekommen, stand damals wie heute für Zigarren, die ein besonderes Versprechen beinhalten. Ausgehend von einem besonderen Tabak oder einer besonderen Region wird ein Blend kreiert, der deren Charakteristiken besonders hervorhebt. So geschehen z.B. mit der CAO Italia, die um ein Blatt aus italienischem Benevento-Tabak herum gebaut wurde oder auch die CAO Brazilia mit ihrem glänzenden Arapiraca. Einige Jahre zuvor wurden CAO-Einkäufern wunderbare Deckblätter aus Olancho im Nordosten Honduras‘, genauer gesagt aus San Augustin angeboten. Man war sofort vom Aroma des Tabaks begeistert, hatte allerdings zunächst keine Verwendung dafür, entschied sich aber trotzdem den Bestand für eine spätere Verwendung zu sichern. Es sollte Ricks erstes Projekt werden – und was für eines!

Von der CAO OSA in die ganze Welt

Die CAO OSA, was für Olancho San Augustin steht, wurde ein weltweiter Erfolg. Man wählte ein Connecticut Broadleaf als Umblatt und eine nicaraguanisch-honduranische Einlage, die in einem reichhaltigen Rauch voller Erd- und Holznoten glänzt. Selbst die Gestaltung der Kiste wurde durchdacht. Sie enthält das Relief der Anbauregion, durch die sich ein Fluss schlängelt. Rick war eben schon immer ein Perfektionist. Und die nächsten Projekte sollten schnell folgen: die CAO Flatheads in den USA, die brandneue Amazon Basin, mit Tabak, der von Ureinwohnern am Amazonas wild gepflückt und in Röhren transportiert und fermentiert wird – wirklich einmalig.

Doch Rick ist noch nicht am Ende angekommen. Er bastelt jetzt schon wieder an neuen Produkten, ausgehend von einer Idee, einem Tabak – ganz im Stile der CAO-Tradition eben und immer noch in engem Kontakt mit den Kunden. Er ist noch immer auf Events unterwegs und dort im direkten Austausch mit Genießern in aller Welt. Auf Deutschland freut er sich übrigens immer wieder ganz besonders. Die deutschen Kunden seien seiner Meinung nach mit am talentiertesten, was die Sensorik angeht. Allein beim Grundwissen sieht er noch einiges an Nachholbedarf und wird nicht müde, selbst die einfachsten Fragen zu beantworten. Schließlich lernt auch er ja mit jeder neuen Ernte wieder Neues dazu.

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